Ein Mann, kein Wort …
Eine Wochenzeitschrift kam zu uns ins Institut, um die heutige Männerrolle zu beleuchten. Alles gleich wie gehabt, oder doch allmählich anders? Wie verhalten sich Männer von heute, werden sie eher reden oder schweigen? Lesen Sie hier den 3. Teil dieses Gesprächs mit dem Psychologen und Psychotherapeuten Dr. Elmar Teutsch >>, der viele Jahre Erfahrung als Leiter von Männergruppen hat und weiß, wie das Schweigen der Männer belastend sein kann, wie Männer sich tatsächlich doch öffnen können und was das ihnen selbst bringt und allen, in ihrem Umfeld.
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Frage:
Frauen reden, Männer schweigen. Ist das bloß ein Vorurteil oder stimmt das?
Elmar Teutsch:
Es stimmt zu einem guten Teil. Leider. Immer noch. Sowohl in unseren Seminare wie auch bei Einzelberatungen kommt dieses Thema immer wieder zu Sprache. In der Regel beklagen sich die Frauen darüber, dass sie nicht erfahren, was ihr Mann denkt und fühlt. Sie fragen nach und ernten nur Schweigen oder Brummigkeit. Das muss nicht bös gemeint sein, sondern hat mit dem unterschiedlichen Kommuniktationsverhalten zwischen Frauen und Männern zu tun. Männer sind in der Regel eher ergebnisorientiert, Frauen hingegen kennen und schätzen viele weiteren Vorteile des verbalen Austausches. Das hat jede(r) schon oft genug erlebt: wenn 2 Vertreter des männlichen Geschlechts telefonieren, geht es um die Sache, um das Resultat. Eine Verabredung zu einem Treffen ist schnell erledigt: Ort, Uhrzeit, aufgelegt. In 30 Sekunden alles geklärt. Wenn zwei Frauen sich treffen wollen, wird das Telefongespräch vermutlich deutlich länger dauern. Da wird nachgefragt, Stimmungen werden beleuchtet, aktuelle Gefühle besprochen und vielleicht auch schon besprochen, was nachher besprochen werden wird…
Frage:
Kann man also sagen, Männer kommunizieren effizienter?
Elmar Teutsch:
Nein, absolut nicht. Denn jede zwischenmenschliche Kommunikation beruht auf der Basis eines grundsätzlichen Verständnisses auf der Gefühlsebene. Das können wir leicht erkennen, wenn wir auf die großen nationalen und internationalen Konflikte blicken. Während die reine Sachebene relativ leicht zu klären wäre, kommt es in Wirklichkeit jahrelang nicht zu Lösungen, sondern zu immer wieder neuen Verhandlungsrunden, deren maximaler Schlussatz überspitzt formuliert so lautet: „Wir sind uns dahingehend einig, dass wir uns nicht einig sind.“ Wobei jede Meinungsverschiedenheit, die in einer Sitzung ausgetragen wird – mag sie auch noch so turbulent sein – immer noch um Längen besser ist, als der Konflikt wird mit Waffen ausgetragen. Um dieses Kommunikationsphänomen zu verstehen, brauchen wir nicht die Fachlitertur zu studieren, es reicht der Blick in die Zeitung oder ein bisschen TV…
Frage:
Warum ist das so, dass Männer so gerne schweigen?
Elmar Teutsch:
Am leichtesten lässt sich das mit einem Ausflug in die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte illustrieren. Vor 10.000 Jahren ging es ums nackte Überleben, unsere Vorfahren hatten sich die Aufgaben notgedrungen geteilt. Schon aufgrund des Geschlechtsdimorphismus (körperliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern) war dies nahe liegend. Die Frauen sammelten Beeren und sorgten für den Nachwuchs, die Männer gingen auf die Jagd. Und während in der Höhle die ausführliche zwischenmenschliche Kommunikation sinvoll und nötig war, um Spannungen zu vermeiden oder abzubauen, wäre diese auf der Jagd absolut hinderlich gewesen: jedes Wild hätte Reißaus genommen. Strategien festlegen musste man vorher und zwar so knapp wie möglich.
Bild: Immer nur schweigen?
Ist das wirklich besser?!
Schnappschuss aus einem unserer Trainings.
Foto: TELOS
Frage:
Und heute, welche Nachteile hat die Einsilbigkeit der Männer für das Zusammenleben?
Elmar Teutsch:
Viele. Die Partnerin weiß nicht, was mit „ihm“ los ist. Ungelöste Probleme trägt „er“ am liebsten schweigend mit sich herum. Unbehagen drückt Mann am ehesten durch Verduften aus – er ist als einfach weg. Und über Gefühle reden hält er für Zeitverschwendung. Das Dilemma verschärft sich, weil unsere Partnerin aktuelle Stimmungslagen oft auch nicht am Gesicht ablesen können: unser Pokerface ist undurchdringlich. Auch das gehört zu unserem atavistischen Erbe, bei jedem Urmenschenkampf war es wichtig, ja nicht mit Gesichtsmuskulatur und Augen zu verraten, wann wir wo was angreifen werden.
Frage:
Schöne ruhige Welt der Männer?
Elmar Teutsch:
Keinesfalls. Im Kampf schreien wir um so lauter, um den Gegner einzuschüchtern. Und nachher – so wir siegen – wird lautstark gefeiert. Damals wie heute. Wer’s nicht glaubt, setze sich in ein Fußballstadion und höre. Damals sinnvoll, heute diskutabel. Ist Geschrei in Familie und Arbeitsplatz wirklich die ideale Lösung? Ich denke, wir Männer sind heute sehr wohl in der Lage abzuwägen, wann Stille vorteilhaft ist und wann es hingegen besser ist, den Mund auf zu machen und sich zu erklären! Oder möchten wir wirklich so sein, wie die drei Fischer aus dem fast wahren Witz? Die sitzen seit dem frühen Morgen auf der Klippe und halten ihre Angeln ins Meer. Schweigend. Mittags zieht jeder seine Jause aus der Tasche uns isst. Schweigend. Abends senkt sich die Sonne ins Meer, der Himmel färbt sich blutrot, die Wellen glitzern golden. Da sagt der Erste: „Schön.“ Der Zweite: „Schon schön.“ Sagt der Dritte: „Sind wir zum Fischen hier oder zum Quasseln?“
Wie ist das bei Ihnen, wie verhalten Sie sich eher? Oder ist bei Ihnen vielleicht alles ganz anders?
Lesen Sie hier den 4. und letzten Teil des Gesprächs:
Sturheit oder Neuorientierung? >>
Wir Menschen, Männer wie Frauen, wollen gut funktionieren. Fragen, die darüber hinaus gehen, würden bloß stören und deshalb neigen wir oft dazu, sie zu verdrängen: Fragen nach der eigenen Rolle, nach den Aufgaben im Leben, nach den persönlichen Vorlieben, nach Wünschen, Hoffnungen und Zielen. Und so bleiben diese Fragen ungelöst. Damit aber gären sie im Unterbewussten, zehren an unserer Energie, rauben uns Kraft. Das ist schade und nicht nötig. Entfesseln Sie unselige Verstrickungen, heilen Sie alte Wunden und lösen Sie aktuelle Konflikte. Zögern Sie nicht länger, sorgen Sie jetzt für ein selbstbestimmtes, freies und glückliches Leben. Es gibt Wege, es gibt Lösungen. Hier eine kleine Auswahl besonders bewährter Hilfen aus unserem „Medizinkasten“:
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Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching