Der Südtiroler Mann und seine Gefühle.
Eine Wochenzeitschrift kam zu uns ins Institut, um die heutige Männerrolle zu beleuchten. Was macht einen „richtigen“ Mann aus: eher Stärke oder Schwäche? Lesen Sie hier Teil 2 des Interviews „Männlichkeit“ mit dem Psychologen und Psychotherapeuten Dr. Elmar Teutsch >>, der viele Jahre Erfahrung als Leiter von Männergruppen hat.
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Frage:
Der traditionelle Mann sucht also nur selten seine Innenwelt auf. Seinem Gefühlsleben weicht er aus. Welche Probleme erwachsen den Männern aus einem solchen Verhalten?
Elmar Teutsch:
Sehr viel mehr Männer als der Laie glauben würde, leiden unter Depressionen und betäuben sich mit Arbeit oder Alkohol, werden aggressiv. Erst nach dem Zusammenbruch nehmen sie Hilfe an. Schwarze Wolken, die das Gemüt verdüstern, tiefe Trauer, in der die Seele versinkt, lähmende Angst, die jeden Lebensmut raubt. Sensible und Robuste, Alte und Junge, schlichte Gemüter und brillante Geister. Und immer mehr die, bei denen man es am wenigsten vermutet: Männer. Erfolgreiche Manager, umtriebige Freiberufler, strahlende Sportskanonen. Hinter makelloser Fassade lauern oft schwerste Seelenkrisen. Da sie aber selten über Niedergeschlagenheit, sondern eher über Schlafstörungen, innere Unruhe, Abgeschlagenheit oder Magenschmerzen klagen, wird das Problem oft gar nicht erst erkannt.
Frage:
Wie gehen Männer damit um, über ihre Niederlagen, Schwächen und Leiden zu sprechen, sich selbst zu hinterfragen und sich selbst neu zu definieren? Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht?
Elmar Teutsch:
Für viele bleibt als Allzweckwaffe gegen den Druck von innen die Flucht in die Sucht. Da ziehen sich Manager in der Konferenzpause auf dem Klo eine Nase Koks rein; da versetzen Spieler im Casino ihr Vermögen; da joggen Hobbysportler bis zum Umfallen oder baggern Sex-Besessene eine Frau nach der anderen an. Selbst hinter zwanghaftem Sammeltrieb oder chronischem Fernsehen kann sich das Übel verbergen. Iver Hand, Hamburger Professor für Psychiatrie, den ich beim Weltkongress für Psychotherapie in Wien kennen und schätzen lernen durfte, hat es so formuliert: „Wenn jemand auf die Frage: Was können Sie noch wirklich genießen? keine Antwort weiß, zeigt das, dass etwas nicht stimmt.“
Bild: Auch wenn wir fest daran glauben, reine Vernunftsmenschen zu sein –
unser Bauch entscheidet wesentlich mehr als der Kopf und wesentlich schneller.
Foto: TELOS
Frage:
Und wie reagieren Männer da? Depression oder was?
Elmar Teutsch:
Viele verschiedene Männer, viele verschiedene Kompensationsversuche, Alkohol, Drogen und Co. Die gängigste Droge zur Depressions-Verdrängung, die gesellschaftlich auch noch hoch angesehen ist, heißt Arbeitswut. Schuften von früh bis nachts und, wenn’s geht, auch am Wochenende. Bis zum Burn-Out, dem Ausgebrannt-Sein, wo gar nichts mehr geht. Anonym befragt, geben 70 bis 80 Prozent der Männer in westlichen Industriegesellschaften an, für sie sei der Beruf das Wichtigste im Leben. Für denselben Prozentsatz der Frauen ist es die Familie.
Frage:
Gibt es keine Änderung?
Elmar Teutsch:
Wie schon eingangs erwähnt, ändert sich allmählich das Bild: In Zusammenarbeit mit Zeitungen und Sendeanstalten bieten wir immer wieder Psycho-Hot-Lines an, wo die Leser und Hörer anrufen oder schreiben können und sich kostenlos über die jeweiligen Themen Rat holen können. Zunehmend nehmen diesen Service auch Männer an, die auf diese Weise anonym und vielleicht zum ersten Mal über ihre Schwächen reden können. Außerdem melden sich immer mehr Männer zu unseren Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Einzelberatung bei uns im Institut. Das ist jedenfalls ein Zeichen, dass wir Männer in Bewegung kommen und bereit sind, was zu verändern. Und das ist offensichtlich der erste Schritt zur Besserung.
Wie ist das bei Ihnen, was gestatten Sie sich eher? Oder ist bei Ihnen vielleicht alles ganz anders?
Lesen Sie hier den 3. Teil des Gesprächs:
Reden oder schweigen? >>
Wir Menschen, Männer wie Frauen, wollen gut funktionieren. Fragen, die darüber hinaus gehen, würden bloß stören und deshalb neigen wir oft dazu, sie zu verdrängen: Fragen nach der eigenen Rolle, nach den Aufgaben im Leben, nach den persönlichen Vorlieben, nach Wünschen, Hoffnungen und Zielen. Und so bleiben diese Fragen ungelöst. Damit aber gären sie im Unterbewussten, zehren an unserer Energie, rauben uns Kraft. Das ist schade und nicht nötig. Entfesseln Sie unselige Verstrickungen, heilen Sie alte Wunden und lösen Sie aktuelle Konflikte. Zögern Sie nicht länger, sorgen Sie jetzt für ein selbstbestimmtes, freies und glückliches Leben. Es gibt Wege, es gibt Lösungen. Hier eine kleine Auswahl besonders bewährter Hilfen aus unserem „Medizinkasten“:
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Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching