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Fasching: 5. Pulverfass Persönlichkeit

Zu Fasching setzen wir Masken auf – oder lassen die gewöhnlichen Masken fallen

Zeitungsinterview mit Dr. Elmar Teutsch über das Pulverfass Persönlichkeit zu Fasching

Pulverfass Persönlichkeit: was ist denn so oft problematisch gerade an Fasching?

Eine Wochenzeitschrift sprach mit unserem Institutsgründer Dr. Elmar Teutsch über das Pulverfass Persönlichkeit in der Faschingszeit. Die Zeitungsleute wollten es genau wissen, was wir Menschen hinter Faschingsmasken suchen, was das Gute daran ist und warum anderseits gerade in dieser „verrückten“ Zeit so viele Menschen auf dem Pulverfass Persönlichkeit sitzen. So dass manche sich einigeln statt feiern, Verzweiflung herrscht statt Spaß, und die psychologischen Praxen voll sind. Lesen Sie hier Auszüge aus dem Interview:


Pulverfass Persönlichkeit
Von K. Hohenstein
Zu Fasching setzen wir Masken auf – oder lassen die gewöhnlichen Masken fallen. Je wie man es nimmt. Der Psychologe und Psychotherapeut Dr. Elmar Teutsch über den Wunsch des Menschen nach Verkleidung. Und was dahinter steckt.

K. Hohenstein:
Herr Dr. Teutsch, Sie sind Psychologe und Psychotherapeut, Gründer des Bozner Institutes für Psychologie und Wirtschaft Telos. Ihre Spezialgebiete sind experimentelle Psychologie, integrative Gestalt-/Körpertherapie, EMDR und posttraumatische Belastungstörungen sowie angewandte Kommunikationsforschung. Sie sind Vater von vier Kindern und hatten sich ursprünglich auf Werbepsychologie konzentriert, nach 20 Jahren und vielen psychologischen Zusatzausbildungen Ihre Werbeagentur verkauft und das Institut TELOS gegründet. Heute begleiten Sie  Menschen, zum Beispiel mit Ihren Sendereihen bei verschiedenen Radiosendern, mit Artikelserien in diversen Zeitschriften, in Einzelberatungen und Seminaren.
Herr Dr. Teutsch, worin liegt der Wunsch des Menschen nach Verkleidung?

Dr. Elmar Teutsch:
Der Wunsch, alle Aspekte der Persönlichkeit ausleben zu können, ist den meisten Menschen eigen. Je konkreter ich mich der Gesellschaft beuge und mich ihr einfüge, desto größer ist der innere Druck, nicht ausgelebte Teile der Persönlichkeit ausleben zu können. Was gibt es denn Schöneres für manche Männer, als Netzstümpfe und Minirock anziehen zu dürfen und endlich einmal die Rolle wechseln zu dürfen. Endlich können alle unerfüllten Fantasien hinein gepackt werden. So machen wir uns zum Objekt der eigenen Begierde. Zu Fasching ist endlich alles möglich. Allerdings schlägt das Pendel schon auch mal gewaltig aus und man sollte sich fragen, warum gewisse Rollen an Fasching unbedingt gespielt werden müssen. Ebenso in Ordnung scheint es für viele Frauen in der närrischen Zeit zu sein, sich frivol zu benehmen. Das ist ja auch okay. Als Therapeut frage ich dann, welcher Aspekt der Körperlichkeit in den Alltag mitgenommen werden will. In der Verkleidung zu Fasching gibt es vornehmlich zwei Richtungen: der Wunsch, einem Prototypen zu entsprechen, die bös-hässliche Hexe, die unschuldig-schöne Prinzessin, der gefährliche Bandit, der draufgängerische Pirat, der reiche Scheich…

K. Hohenstein:
die alle vor allem ein oder zwei Aspekte der Persönlichkeit besonders hervorheben…

Dr. Teutsch
… ja, genau. Die zweite Möglichkeit, die Verkleidung bietet, ist das Nicht-Erkanntwerden. Beobachten bietet sich an: der Mensch kann spielen, Schabernack treiben und selbst unerkannt bleiben. So kann man tun, was man will.

K. Hohenstein:
Wenn diese Bedürfnisse nur zu Fasching zu Tage treten dürfen, dann sitzen doch viele auf einem Pulverfass?

Dr. Teutsch
Nicht nur das. Das Leben in unserer zivilisierten Welt ist keineswegs so zivilisiert, wie angenommen. Der kleinste Kratzer genügt, damit der Urmensch zu Tage tritt. Es braucht keine zehn Jahre Verrohung, da genügen schon ein paar Hooligans im Stadion, damit die moralischen Grundlagen des Menschen ins Wanken geraten. Oft stellt sich heraus, dass eben jene Grundlagen nicht die eigenen, sondern – unreflektiert – die von der Gesellschaft übernommenen sind. Es ist wichtig, dass sich Menschen die Freiheiten, solange sie nicht die Freiheiten anderer beschneiden, nehmen, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Und ihren eigenen Weg gehen – der, der ihnen passt, mit den Persönlichkeiten, die dazu gehören.

K. Hohenstein:
Die verschiedenen Persönlichkeiten der Menschen: Das ist also durchaus im Rahmen des Gesunden, nicht nur eine zu haben?


Bild: Endlich ein richtiges Teufelchen sein können… oder eine gefährliche Tigerin (die vielleicht doch gestreichelt werden kann)… oder eine Katze mit spitzen Krallen…
Drei Teilnehmerinnen einer unserer Gruppen zeigen Faschingsfantasie!
Foto: TELOS

Dr. Teutsch:
Wer gesund ist, hat verschiedene Gesichter. Es ist eines der Grundbedürfnisse des Menschen, in verschiedene Rollen hineinzuwachsen und darin zurechtzukommen, sich damit auch abzuwechseln. Aber auch diese Rollenspiele können an die Grenzen des Gesunden kommen: Im Internet gibt es seit einigen Monaten ein Spiel namens „Second Life“, an dem sich Millionen von Menschen beteiligen: Beruf, Körper, Aussehen, Familienstatus usw. kann sich der Spieler selbst aussuchen. Mit dieser „neuen“ Persönlichkeit tritt der jeweilige Spieler dann in Aktion. Manche Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Freizeit damit, versinken in dieser künstlich erschaffenen Welt – und ihrer „neuen“, virtuellen Persönlichkeit. Das ist schon bedenklich – genau wie exzessives „Bewohnen“ der Chat-rooms. Zwischen 80 und 90 Prozent der Teilnehmer sind nicht so, wie sie vorgeben, zu sein. Dabei könnte man so wunderbar lernen, die verschiedenen Persönlichkeiten in sein Leben zu integrieren – und auch Veränderungen zuzulassen. Wie George Bernard Shaw schon so schön sagte: „Der einzige vernünftige Mensch, den ich kenne, ist mein Schneider. Er nimmt immer wieder neu Maß“.

K. Hohenstein:
Was sind die häufigsten Anzeichen, wenn Menschen bemerken, dass ihnen die Rollen und Masken, die sie gewählt haben, nicht mehr zusagen?

Dr. Teutsch:
Die wichtigsten Zeichen gibt der Körper selbst, Schlaflosigkeit, Magenprobleme, Nervosität. Auch die Umwelt weist darauf hin, wenn Freunde fragen: Was ist los mit dir? Man sollte sich fragen: Wann habe ich mich das letzte Mal auf etwas gefreut? Wann habe ich gelacht? Haben sich Freude und Lachen aus dem Leben verabschiedet, dann ist es höchste Zeit, gegenzusteuern. Unsere Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung zum Beispiel wenden sich an Männer und Frauen, die ihre Persönlichkeit stärken wollen, nicht wegen ein paar Faschingsmasken, sondern um alle ihre Rollen und Masken in Alltag und Beruf zu meistern.

K. Hohenstein:
Ist es nicht so, dass die Gesellschaft einen – wenngleich gesunden – Menschen mit vielen Gesichtern eher als verrückt einstuft?

Dr. Teutsch:
Ja, sicherlich. Sie fördert das auch nicht unbedingt. Wie schon erwähnt, wenn es die Freiheiten anderer nicht einschneidet, die Grenzen anderer Menschen respektiert, ist es in Ordnung. Das Leben ist nicht nur am Feierabend, an Fasching, im Urlaub, sondern immer, täglich. Und am besten sagt man es mit Wilhelm Busch: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“.

Der vielhundertfach bewährte Weg:

Besonders hilfreich dabei sind unsere persönlichen psychologischen Beratungen und unsere Seminare für Persönlichkeitsentwicklung und Sicherheit. Denn sie bieten die Chance, durch kontinuierliche Arbeit an sich selbst, durch achtsame professionelle Leitung tatsächlich Wesentliches im eigenen Leben zu verändern! Dabei finden Sie den geschützten Rahmen außerhalb des Alltags, um die eigene Situation zu überdenken, Orientierungshilfen zu finden, Auswege zu entdecken und Kraft für die Umsetzung zu finden. Das macht Veränderung tatsächlich möglich! Sie können die Ursachen und Auslöser für Ihre momentane Situation herausfinden. Sie lösen alte Geschichten aus der Kindheit auf. Sie holen sich die nötigen Impulse, um sich neu zu orientieren. Sie gelangen zu neuen Einsichten und gehen neue Lösungswege. Sie finden wieder Sinn und Freude in Ihrem Leben. Gehen Sie es an: Denn wenn Sie wollen, wird’s jetzt wirklich besser!

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Mag. Magdalena Gasser
Institutsleitung, Personalentwicklung, Coaching